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13.02.2024

60 Jahre Grazer Fernwärme: Ein Umbruch ist naheliegend

© Kleine Zeitung

Es war eine Weggabelung in Sachen Brennstoffe, die vor 60 Jahren die Fernwärmeversorgung in Graz ins Rollen brachte – und nun steht man wieder an einer solchen Kreuzung: Ende der 1950er-Jahre, als die Absätze in den weststeirischen Braunkohlerevieren zurückgingen, forderte eine verunsicherte Landes- und Stadtpolitik sowohl Steweag als auch Grazer Stadtwerke auf, das Verlegen von Leitungen voranzutreiben. 60 Jahre später investiert man nun Hunderte Millionen Euro, um nicht nur die Emissionen bei der Fernwärmeerzeugung zu reduzieren („Dekarbonisierung“) – sondern auch die Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland.

Vordergründig aber überwiegen die Glückwünsche zum Jubiläum: Immerhin seien heute bereits 60 Prozent der Grazer Haushalte an das 450 Kilometer lange Netz angeschlossen. Auch dieser Umstand habe dabei geholfen, „die Feinstaubtage in den letzten zehn Jahren um über 70 Prozent zu senken und die Luftqualität nachhaltig zu verbessern“, so Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne).

Unabhängig vom Ausland

Lieferte das Kraftwerk Mellach noch bis vor wenigen Jahren bis zu 80 Prozent der benötigten Energie als Abwärme, ging dieser Anteil zuletzt massiv zurück – parallel stieg die Notwendigkeit, die Versorgung umweltfreundlicher zu gestalten und in Folge der Gaskrise die Unabhängigkeit vom Ausland zu erhöhen. Daher wurde die Nutzung industrieller Abwärme intensiviert, etwa gemeinsam mit der Marienhütte und der Sappi in Gratkorn: Heute stammt bereits ein Viertel der Grazer Fernwärme aus diesen Quellen.

Verbrennung von Müll und von Klärschlamm

Die nächsten großen Schritte, um Abwärme zu nutzen, betreffen vor allem die Verbrennung von Müll und von Klärschlamm. Ersteres geschieht ab dem Jahr 2027 im „Energiewerk Graz“ zwischen Puchstraße und Sturzgasse geschehen – genau genommen sollen „ausschließlich nicht mehr recyclingfähige Stoffe“ verheizt werden, wie Umweltamtsleiter Werner Prutsch stets betonte. In den nächsten Monaten wird jedenfalls die „Umweltverträglichkeitserklärung“ (quasi die Vorstufe zur UVP) eingereicht. Und ab dem Jahr 2028 soll zusätzlich anfallender Schlamm in der Kläranlage Gössendorf verfeuert werden.

Zusammenspiel

„Der konsequente, schrittweise Ausstieg aus der fossilen Wärmeversorgung erfordert ein konstruktives Zusammenspiel aller wesentlichen Institutionen von Stadt Graz und den Energieunternehmen“, betonen die Energie-Steiermark-Vorstände Christian Purrer und Martin Graf.

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