Auch kleinere Wärmenetze sind ein wesentlicher und sehr umweltfreundlicher Bestandteil der Versorgung außerhalb der großen Ballungszentren. Vom Prinzip her unterscheiden sich Nah- und Fernwärme kaum. Auch hier wird nur warmes Wasser transportiert, allerdings nicht so weit und die Temperaturen sind oft etwas niedriger.
Der Nah- und Fernwärmesektor ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. So haben Investitionen in der Wärmeversorgung unmittelbar Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung. Regionale Wärmenetze können dabei sehr gut auf die speziellen Voraussetzungen und Bedürfnisse eines kleinen Einzugsgebiets eingehen.
Wo Biomasse, Geothermie, Solarwärme oder andere Umweltwärme zur Verfügung stehen, werden diese auch genützt. Das erhöht nicht nur die regionale Wertschöpfung, auch viele heimische Arbeitsplätze entstehen. Die Österreichische Energieagentur hat ausgerechnet, dass mit einem Euro Förderung für den Ausbau der Fernwärme Investitionen von EUR 4,3 ausgelöst werden. Dadurch werden EUR 2,6 an inländischer Wertschöpfung ausgelöst [link Studie].
Hunderte Anlagen
Mit Fernwärme kann auch auf die Bedürfnisse kleiner Einzugsgebiete eingegangen werden. Vielleicht möchte man ja nur eine Wohnsiedlung, ein Betriebsgebäude, Hotels oder Schulen mit einem Blockheizkraftwerk oder Biomasse-KWK versorgen. Oder es gibt eine Produktionsstätte in der Nähe, die überschüssige Wärme anzubieten hat.
So setzt etwa die KELAG Wärme GmbH für die Fernwärmeversorgung von Bad Sauerbrunn und Neudör Abwärme der FunderMax GmbH ein, die bisher ungenutzt geblieben ist. Für die kürzlich erfolgte Umstellung der Fernwärmeversorgung Trofaiach von Erdgas auf industrielle Abwärme wurde die KELAG Wärme GmbH schon 2015 mit dem Epcon Award ausgezeichnet.
Erneuerbare Energie aus der Gegend in Verbindung mit den Vorzügen der bequemen und sauberen Wärmeübertragung ist so attraktiv, weil sie auf viele Arten produziert werden kann. So wird etwa eine Region mit Waldbestand die Hackschnitzel aus der Forstwirtschaft verwenden, um die Bewohner eines Orts zu wärmen. Hunderte Anlagen sind im Laufe der letzten 30 Jahre entstanden, ersetzen zunehmend fossile Brennstoffe und sichern so vielerorts die regionale Versorgung.
2008 funktionierte die EVN einen ehemaligen Öltank des Wärmekraftwerks Theiß (das die Region Krems mit Fernwärme versorgt) zum Speicher mit einem Fassungsvermögen von 50.000 m3 Wasser um, was etwa dem Inhalt von 250.000 Badewannen entspricht.
2011 nahm die Salzburg AG einen 44 Meter hohen “Mega-Boiler” in Betrieb. Er kann 30 Millionen Liter fast kochendes Wasser speichern und bei Bedarf ins Fernwärmenetz des Großraums Salzburg einspeisen. Der Wärmeinhalt bei gefülltem Speicher entspricht 1,1 GWh, die maximale Be- und Entladeleistung beträgt 60 Megawatt. Die jährliche CO2-Einsparung beträgt rund 7.500 Tonnen.
Weltweit erster Hochdruck-Wärmespeicher
In nur 14 Monaten Bauzeit hat Wien Energie mit Partnerfirmen am Standort Wien-Simmering diese Wärmespeicheranlage errichtet – erstmals für ein so umfassendes und komplexes Hochdruck- und Hochtemperatur-Fernwärmenetz wie das in Wien.
Die innovative Anlage ist seit Mitte November 2013 in Betrieb, die Investitionskosten liegen bei rund 20 Millionen Euro. Der weltweit erste Hochdruck- und Hochtemperatur-Speicher dieser Art deckt den jährlichen Wärmebedarf von rund 20.000 Haushalten und spart durch die Optimierung von Produktion und Speicherung jährlich rund 11.000 Tonnen CO2 ein.