Als Fernkälte-Einsatzgebiete eignen sich besonders Städte, die bereits über ein gut ausgebautes Fernwärmenetz verfügen. In den letzten Jahren wurde das Fernkältenetz österreichweit stetig ausgebaut, Tendenz stark steigend …
In Linz betreibt die LINZ AG derzeit zwei Fernkältezentralen. Die 1993 errichtete FKZ Donaupark versorgt das Krankenhaus der Elisabethinen mit einer Anschlussleistung von 3.000 kW, darüber hinaus seit 1995 das Brucknerhaus und seit 1998 das Gebäude der Fortbildungseinrichtung forte mit Büros und Veranstaltungsräumen sowie seit 2017 Teile der Tabakfabrik Linz, wo Gemeinschaftsateliers und Einzelstudios der Linzer Kunstszene einen neuen Schaffensort bieten.
Im Jahr 2012 wurde die in kompakter und schallgedämmter Bauweise errichtete zweite FKZ in der Linzer Friedhofstraße in Betrieb genommen. Über die moderne, energieeffziente Kälteerzeugungsanlage werden das Musiktheater sowie der Gebäude-Komplex LINZ.punkt am LILO-Areal (zwischen Böhmerwald- und Weingartshofstraße) mit Fernkälte versorgt. Im Geschäftsjahr 2019 kam der neue LUX-Tower (Coulinstraße) hinzu. Neben den beiden Fernkältezentralen betreibt die LINZ AG drei örtliche Kälteerzeugungsanlagen direkt in Kundenanlagen: im Passage City Center und im JKU-Science Park sowie im VLW-Geschäftszentrum in Leonding.
Durch den Ausbau der bestehenden Fernkältezentrale im Donaupark soll die Fernkälteleistung von derzeit 5.200 kW bis 2021 auf 7.500 kW und bis 2023 auf 9.000 kW gesteigert werden. So ist man sowohl für den zunehmenden Bedarf in der Tabakfabrik als auch für künftige Neukunden gerüstet. Am Standort Wiener Straße 125, Ecke Oberfeldstraße, entsteht derzeit ein innovativer, multifunktionaler Gebäudekomplex der LINZ AG. Das Gebäude wird im Hinblick auf künftige Anforderungen der Stadt unter anderem eine neue Fernkältezentrale beherbergen. Mit einer Kälteleistung von ca. 5 MW werden in Zukunft über die Kältezentrale sämtliche Räume im neuen Bauteil gekühlt werden. Darüber hinaus sollen das bestehende LINZ AG-Center sowie interessierte externe Kunden in der Umgebung mit Fernkälte versorgt werden.
Die geplante Gesamtkälteleistung wird nach dem Ausbau 21,4 MW betragen. Bisher lag der Schwerpunkt der Fernkälteversorgung der LINZ AG auf einzelnen großen Gebäudekomplexen bzw. Gesundheits- und Kultur-Einrichtungen. Künftig wird das Unternehmen für Neubau-Wohnanlagen neben Fernwärme zur Raumheizung und Warmwasseraufbereitung auch Fernkälte zur Kühlung anbieten.
Niederösterreich kühlt Landeskliniken
In Niederösterreich werden bereits drei Landeskliniken mit Fernkälte klimatisiert: St. Pölten, Mistelbach-Gänserndorf und Mödling. Der Kältebedarf für das Universitätsklinikum St. Pölten wird von der Fernwärme St. Pölten im Heizwerk Nord erzeugt. Die dazu nötige Energie liefert die EVN über die längste Fernwärmeleitung Österreichs aus dem Kraftwerk Dürnrohr in die Landeshauptstadt. Zuletzt wurde der neue Zubau beim Universitätsklinikum an das Fernkältenetz angeschlossen. Das sorgt in St. Pölten bei einer Anschlussleistung von 8,5 Megawatt für eine Absatzsteigerung bei Fernkälte um etwa ein Drittel auf acht Gigawattstunden (Stand 2018).
Fernkälte für Graz
In Graz wird Fernkälte in ein Industriekundennetz eingespeist.
Die Fernkälte kommt nach Klagenfurt
Ab 2022 werden auch in Klagenfurt Gebäude mit Kälte versorgt.
Wien bleibt cool
Das erste Wiener Fernkältenetz entstand 2006 in der „TownTown“ Erdberg. Seit Sommer 2009 ist die Kältezentrale Spittelau in Betrieb – mit der bekannten, von Hundertwasser gestalteten Abfallbehandlungsanlage als Wärmelieferant. Sie wurde kürzlich auf eine Kapazität von 24 MW ausgebaut. Aktuell sorgen in Wien 18 Fernkältezentralen dafür, dass es auch an Hitzetagen kühl bleibt. Seit Jänner 2020 baut Wien Energie an der Zentrale Stubenring, die künftig mit 15 Megawatt Leistung Büros, Hotels, Geschäfte und Wohnungen mit einer Fläche von insgesamt 300.000 m2 kühlen wird. Der Abschluss der Bauarbeiten ist im Spätsommer 2021 geplant.
Nach den Fernkältezentralen am Schottenring, in der Renngasse, am Schwarzenbergplatz und am Schubertring wird die neue Zentrale dann die fünfte in der Wiener Innenstadt sein. Bis 2025 soll der Kältering um den ersten Bezirk geschlossen sein. Das 16 km lange Fernkältenetz versorgt mittlerweile weit über hundert Gebäude mit umweltfreundlicher Raumklimatisierung. Am Althangrund im 9. Wiener Gemeindebezirk werden seit dem Vorjahr auch Privatpersonen mit Fernkälte versorgt. Seit 2010 wird mit dem SMZ Ost ein weiteres Krankenhaus mit umweltfreundlicher Fernkälte klimatisiert, 2014 folgte das Krankenhaus Rudolfstiftung. Auch der neue Hauptbahnhof ist inzwischen an das Fernkältenetz angeschlossen.
Die 18 in Wien in Betrieb befindlichen Kältezentralen produzieren jährlich rund 130 Megawatt Leistung, das entspricht etwa der Kühlleistung von 1,3 Millionen Kühlschränken. In den kommenden Jahren sind weitere Investitionen in Millionenhöhe geplant, um am Ende des Jahrzehnts über eine Kälteleistung von rund 200 MW verfügen zu können. Die Bürohäuser auf der Donauplatte und am Wienerberg, weitere Krankenhäuser sowie der Handelskai gelten als nächste interessante Zielgebiete. So wird etwa der neue Orbi-Tower im 3. Gemeindebezirk mit Fernkälte versorgt.
Allein 2018 wurden drei neue Kältezentralen errichtet, eine davon am Austria Campus im Nordbahnviertel, eine der großen und zukunftsweisenden Office-Projektentwicklungen Europas. Hier versorgt Wien Energie als Komplettenergieanbieter den Kälteleistungsbedarf von 12 MW. Zuletzt haben Kältezentralen beim Florido Tower und in der Percostraße in der Donaustadt ihren Betrieb aufgenommen.