Immer mehr Hitzetage über 30 Grad lassen den Bedarf nach umweltfreundlicher Gebäude-Klimatisierung stark steigen. Experten gehen davon aus, dass in etwa 20 Jahren genauso viel Energie für Kühlen wie für Heizen benötigt werden wird. Wien Energie baut deshalb die Fernkälteleistung massiv aus.
„Durch den Klimawandel haben wir heute schon deutlich mehr Hitzetage in Wien als noch vor wenigen Jahren. Neben cooling-off-Maßnahmen gegen innerstädtische Hitzeinseln ist deshalb die umweltfreundliche Klimatisierung ein Gebot der Stunde. Seit 2007 setzt Wien Energie auf Fernkälte. Durch die Nutzung von Abwärme zum Antrieb der Kältemaschinen wird im Vergleich zu herkömmlichen Klimaanlagen rund 50 Prozent CO2 eingespart!“, so Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke.
„Derzeit versorgen wir vor allem Großabnehmer wie Krankenhäuser, öffentliche Gebäude wie die Uni Wien oder Hotels mit Fernkälte. Wir arbeiten aber intensiv daran, diese Technologie in Zukunft auch im Privatkundenbereich anbieten zu können und werden dazu noch in diesem Sommer Projekte präsentieren. Insgesamt investieren wir in den nächsten fünf Jahren rund 65 Millionen Euro in den Fernkälte-Ausbau“, erklärt Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl.
Aktuell sorgen in Wien insgesamt 16 Fernkältezentralen dafür, dass es auch an Hitzetagen kühl bleibt. Über das mehr als 12 Kilometer lange Fernkältenetz mit einer Fernkälte-Gesamtleistung von rund 130 Megawatt (MW) versorgt Wien Energie Kunden in der gesamten Stadt. Das entspricht über 2.500.000m² klimatisierter Bürofläche oder 250 Fußballfeldern.
Besonders groß ist die Nachfrage nach Fernkälte in der Wiener Innenstadt. Herkömmliche Klimaanlagen benötigen im Vergleich zu einer Fernkälteversorgung deutlich mehr Platz. Zudem widersprechen die für Klimaanlagen erforderlichen Rückkühler am Dach vielfach dem Denkmalschutz und beeinflussen das Mikroklima negativ. Wien Energie plant deshalb, im ersten Bezirk eine flächendeckende Kälteversorgung anbieten zu können. Dazu wird ab Herbst 2019 eine neue, zusätzliche Fernkältezentrale am Stubenring im Bereich der Alten Post errichtet, die Vorarbeiten laufen bereits. 10 Megawatt Kälteleistung werden im ersten Schritt installiert.
Die Inbetriebnahme ist im Frühjahr 2021 geplant. Nach den Fernkältezentralen am Schottenring, in der Renngasse, am Schwarzenbergplatz und am Schubertring wird die neue Zentrale dann die fünfte im 1. Wiener Gemeindebezirk sein.
Investiert wird auch für die aktuelle Kälte-Saison. Zehn Jahre nach ihrer Inbetriebnahme ist die Fernkälte-Zentrale Spittelau an ihre Leistungsgrenze gekommen: Mit einer zusätzlichen, modernen Kältemaschine wurde bereits im Frühjahr die Gesamtleistung um ein Drittel von 17 auf 24 Megawatt erhöht.
Ab Mitte Juni wird hier mit einer neuen, zusätzlichen Versorgungsleitung Richtung Franz-Josef-Bahnhof außerdem ein weiterer Stadtteil am Alsergrund an die Fernkälte angeschlossen, die Errichtung einer zusätzlichen Verbindung Richtung Döbling beginnt demnächst. Bisher deckte das Leitungsnetz der Spittelau vor allem den Bereich um die Heiligenstädter Lände bzw. entlang des Währinger Gürtels ab. Wichtige, öffentliche Gebäude wie das AKH, die BOKU oder das Ö3-Gebäude in der Muthgasse werden von hier mit umweltfreundlicher Kälte versorgt.
Ein Großteil der Kühlenergie bei Fernkälte kommt aus Abwärme von Verbrennungsprozessen. Im Sommer ist Wärme aus der Müllverbrennung in Wien der wichtigste Energieträger für die Kühlung. Als Antriebsenergie wird Wärme anstelle von Strom verwendet. Dadurch können Strom und Treibhausgasemissionen eingespart werden. Über ein eigenes Fernkältenetz wird auf etwa 5-6 Grad Celsius abgekühltes Wasser direkt zu den Abnehmern transportiert und dort über die hauseigenen Kühlsysteme in den Gebäuden verteilt.
Quelle: Wien Energie